PKV-Verband warnt vor betrügerischen Werbeanrufen

Immer wieder erhalten Privatversicherte Anrufe, in denen sie zu einer Änderung ihrer Versicherung gedrängt werden. Oft wird vorgegaukelt, dass der PKV-Verband dahinterstehe. Das sind die Fakten und Ihre Möglichkeiten.
November 2023
Ältere Frau am Laptop telefoniert konzentriert

Womöglich haben auch Sie schon unerwünschte Anrufe erhalten, in denen man Ihnen z. B. den Wechsel des Stromanbieters oder die Investition in eine Photovoltaik-Anlage nahelegte. Die Bundesnetzagentur erhielt 2022 fast 65.000 schriftliche Beschwerden über unerlaubte Werbeanrufe, sogenannte Cold Calls. Nach Angaben der Behörde war unter anderem der Bereich Finanz- und Versicherungsprodukte wieder besonders auffällig.

Wie ist die rechtliche Lage?

Grundsätzlich gilt: Cold Calls (Kaltakquise) sind verboten. Sie müssen vor einem Anruf ausdrücklich eingewilligt haben, dass Sie die Werbeanrufe wünschen. Unerlaubte Werbeanrufe mit Rufnummernunterdrückung stellen zudem einen besonders schweren Rechtsverstoß dar. Seit Ende 2021 können für solche Anrufe Bußgelder von bis zu 300.000 Euro erhoben werden. 

Wer steckt hinter den Werbeanrufen bei Privatversicherten?

Wenn Sie als Privatversicherte gezielt angerufen werden, will man Sie meist zum Wechsel Ihres PKV-Tarifs oder sogar des Versicherungsunternehmens überreden. Dabei versprechen die Anrufenden hohe Beitragsersparnisse, für die Sie ein hohes Erfolgshonorar zahlen müssen. Ob der Wechsel in einen vermeintlich günstigeren Tarif für Sie langfristig sinnvoll ist, wird häufig nicht bedacht. Eine Erhöhung des Selbstbehalts etwa oder eine Reduzierung der versicherten Leistungen sollten wohl überlegt sein.

Sie denken über einen Tarifwechsel nach?

Sie haben einen vertraglichen Anspruch darauf, bei Ihrer PKV in einen anderen Tarif zu wechseln. Ihr Versicherungsunternehmen oder Vermittler berät Sie dazu kostenlos. Setzen Sie lieber auf Seriosität statt aufdringliche Angebote im Internet oder per Telefon, die letztlich für Sie sehr nachteilig sein können.

Besonders perfide: Oft geben sich die vermeintlichen Wechselberater als Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen eines Versicherungsunternehmens oder des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) – oder einer ähnlich klingenden Institution aus. Durch einen technischen Trick erscheint auf dem Display eine vorgetäuschte Telefonnummer. Nach derzeitigen Informationen haben die Organisationen, die hinter den Werbeanrufen stehen, vermutlich ihren Sitz im Ausland.

Der PKV-Verband ruft keine Privatpersonen an.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PKV-Verbands führen keine Telefongespräche zum Tarifwechsel und kontaktieren Sie auch zu keinen anderen Themen ungefragt. Aufgabe des PKV-Verbandes ist die politische Interessenvertretung der Privaten Krankenversicherung und ihrer Versicherten. Der PKV-Verband berät nicht zu Produkten seiner Mitgliedsunternehmen. Weder kennt noch fragt der Verband nach Vertragsdetails wie Versichertendaten oder Versicherungsbeiträgen.

Wie kann man gegen die unerlaubten Anrufe vorgehen?

Der PKV-Verband nutzt die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, um gegen die Betrüger vorzugehen. Er hat Beschwerden bei der Bundesnetzagentur und der Datenschutzaufsicht eingereicht und darüber hinaus eine Strafanzeige erstattet (Staatsanwaltschaft München, Aktenzeichen 248 Js 109605/23).

Doch auch Sie als Betroffene sind gefragt:

Melden Sie illegale Anrufe der Bundesnetzagentur. Die Behörde kann die Rufnummern abschalten und gegen die Betreiber empfindliche Bußgelder verhängen. Zusätzlich können Sie Anzeige erstatten. 
Die Bundesnetzagentur hat auf ihrer Internetseite ein niedrigschwelliges Beschwerdeformular bereitgestellt. Außerdem finden Sie dort weitere Informationen zum Thema und andere Wege für eine Beschwerde, falls Sie das Beschwerdeformular nicht nutzen können oder wollen.

"Je schneller und umfassender wir über Fälle unerlaubter Telefonwerbung direkt von den unmittelbar betroffenen Zeugen informiert werden, umso gezielter können wir gegen die möglichen Verursacher ermitteln."
Bundesnetzagentur

Wenn Sie sich von unerlaubten Werbeanrufen belästigt fühlen, können sich zudem an die Polizei wenden. Hilfreich ist es dabei, wenn Sie sich die Nummer und ggf. weitere Informationen wie Name der anrufenden Person oder Firmierung der genannten Institution notieren. Sie können die Strafanzeige ganz einfach im Internet per Online-Formular erstatten.

Auch eine Einbindung der Datenschutzbehörden kann im Einzelfall sinnvoll sein, um in Erfahrung zu bringen, woher die Anrufenden Ihre Kontaktdaten hatten. So können mögliche Hintermänner identifiziert werden.